Sophie Pantzier – Wie ich zur Geige kam…
Sophie Pantzier – Wie ich zur Geige kam und in die NDR Radiophilharmonie; Lesen Sie weiter, um Sophies Lebensreise von hinter der Wende nach Hannover nach der Wende in ihren eigenen Worten zu erfahren…
Ich bin kurz vor der Wende in Leipzig geboren und in einer Musiker Familie aufgewachsen. Mein Vater war selbst Kind zweier Musiker- meine Großeltern haben bis ins hohe Alter Musik gemacht! Bis zu ihrem Tod haben sie geübt, Duette gespielt, Lieder geschrieben und waren vorher im Orchester, also eine große Leidenschaft. Meine Mutter spielt Geige im Gewandhausorchester und mein Papa Fagott im MDR und sie haben beide viel Kirchenmusik gemacht als ich Kind war. Da konnten meine kleine Schwester und ich dann auch oft dabei sein.
Mir wurde immer wieder erzählt, dass wir in den Kirchenbänken gesessen und gemalt oder auch mal geschlafen haben. Ich habe mir auch später – bis ich dann zum Studieren weggegangen bin – viele Proben angehört. Ich fand es interessant zu erleben, wie gearbeitet wird und danach mit den Kolleg*innen zu sprechen. Ich muss wohl, als ich noch klein war, sehr vehement nach einer Geige gefragt haben und irgendwann war es dann soweit und meine Eltern haben mir dann eine kleine Geige geschenkt. Sie haben mich nie zum Üben gezwungen, weil sie der Überzeugung waren, dass Musik etwas Freiwilliges sein muss. Natürlich gab es auch die Jahre in denen ich nur noch Geige gespielt habe, weil in den Pausen im Jugendorchester Fußball gespielt wurde das wäre ohne Geige nicht gegangen (lacht). Das sehe ich heute als Geschenk, dass die Geige dadurch zu etwas komplett Intrinsischem geworden ist, ich übe gerne – bis zu einem gesunden Maß (lacht). Und als Mutter ist es jetzt meine „Me-Time “!

(©Micha Neugebauer)
Irgendwann kam dann – eher spät, dafür aber sehr heftig – die Erkenntnis, dass ich mir ein Leben ohne Musik als Beruf nicht vorstellen konnte. Es war später, als es praktisch gewesen wäre, aber absolut mein innerster Wunsch; ich hatte zu dieser Zeit auch einen tollen Lehrer, Andreas Seidel, Primarius des Leipziger Streichquartetts. Er war zwar viel unterwegs, aber unglaublich motivierend in seinem Geiger-Sein: wie er auf Musik geblickt hat, wie er sich mit den Werken auseinandergesetzt hat! – und ihm beim Spielen zuzuhören. Das war sehr inspirierend und hat meinen Willen, das irgendwie zu schaffen sehr gestärkt. Ich habe nach dem Abitur ein Jahr lang geübt; meine Eltern hatten Zweifel, ob ich mit der freien Zeitumzugehen weiß oder in ein Loch falle, aber ich habe mit einer Freundin, die in der gleichen Situation war, ein System entwickelt, wie wir unser Üben zeitlich einteilten, wie oft wir uns gegenseitig vorspielten, welche Ziele wir uns setzten, und so konnte ich am Ende des Jahres Aufnahmeprüfungen spielen. Ich hatte dann auch die volle Auswahl und ging zum Studieren nach Lübeck. Nach ein paar Jahren dort bin ich nach Zürich gegangen und habe vorn dort aus parallel zwei Akademien absolviert: eine im NDR Elbphilharmonieorchester und eine beim Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks und am Ende der Akademiezeit mir die Stelle in Hannovers NDR Radiophilharmonie erspielt. Hannover war für mich eine Option, weil ich damals einen Freund in Bremen hatte, und es stellte sich als glücklicher Zufall heraus, weil ich hier in einem der nettesten, wärmsten und motiviertesten Orchester gelandet bin in das ich hätte kommen können.
Ich bin gleichempfangen worden mit dem Wunsch, mich gestaltend „auszutoben “, das hätte ich als junge Kollegin nicht erwartet. Bald nach Beendigung des Probejahres kam François Lefèvre auf mich zu mit der Frage, ob wir nicht ein Streichtrio gründen und an einem Wettbewerb teilnehmen wollten. Das haben wir dann mit Caspar Wedell getan und es markiert den Beginn einer intensiven kammermusikalischen Zusammenarbeit, die mir immer schon wichtig war. Kammermusik und Orchesterspiel bilden eine sehr fruchtbare Koexistenz: im Orchester das Verschmelzen in einem großen Klang und in der Kammermusik die eigene Klangkultur und die eigenverantwortliche Gestaltung. Auch meine beiden Kinder können mittlerweile gut akzeptieren, dass ich mich zum Üben regelmäßig zurückziehe und lieben alle Arten von Musik und so wird hier zuhause viel Musik gehört und auf allem möglichen geblasen, gespielt und getrommelt!
Interview mit Jan Hendrik Rübel, Oktober 2025


