Über „Höranker“ und „Ohrenöffner“ nicht nur bei Jugendlichen

Angehende Musiklehrkräfte blasen gemeinsam mit der Konzertpädagogin Susanne Grünig zum Lauschangriff auf die 2. Sinfonie von Jean Sibelius

45 Minuten sinfonische Musik…

das kann man Schülerinnen und Schülern ab der 6. Klasse wohl kaum zumuten. Sibelius 2. Sinfonie ist so umfangreich, so schwierig zugänglich, bis man das erlösende Finale erreicht auch zum Teil ganz schön schwermütig – ein echter Brocken! Singen Sie doch bitte einmal spontan ein Thema oder ein Motiv aus den vier Sätzen an. Geht nicht?
Geht doch! Und zwar im Rahmen der NDR-Spurensuche gemeinsam mit der Konzertpädagogin Susanne Grünig und einer intensiven, handlungsorientierten, unterhaltsamen und liebevoll gestalteten Einführung in diese eindrucksvolle finnische Musik.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche von Sibelius vor.
Erwartungsvolle Ruhe vor Beginn der Spurensuche im Kleinen Sendesaal des NDR. Foto: Carsten Schulze

Den Musikreferendarinnen und Musikreferendaren aus dem Fachseminar Musik von Ole Oltmann (Studienseminar Hannover 1 für das Lehramt an Gymnasien) liegt die Musikvermittlung genauso am Herzen wie Susanne Grünig. Die einen stehen dazu an ihren Gymnasien und Gesamtschulen im Musikraum vor unterschiedlichen Klassen, die andere darf den Kleinen und Großen Sendesaal des NDR als ganz besonders attraktiv ausgestatteten Musikraum bezeichnen und hat bei der Spurensuche mit bis zu 400 Schülerinnen und Schülern mehrere Klassen unterschiedlichster Schulformen gleichzeitig vor sich. Alle verfolgen dabei aber das gleiche Ziel: einen möglichst eindrucksvollen, aktivierenden und faszinierenden Zugang zu einer – besonders in diesem Fall – anspruchsvollen sinfonischen Musik zu ermöglichen.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche am 21.03.2019 vor.
Musikreferendarinnen und Musikreferendare aus dem Fachseminar Musik, Studienseminar Hannover 1 für das Lehramt an Gymnasien, mit Susanne Grünig und Bettina Pohl. Foto: Ole Oltmann

In zwei Workshops hat uns Susanne Grünig ihren konzertpädagogischen Ansatz zur Musikvermittlung näher gebracht. Es wurde sehr schnell offensichtlich, dass die Konzertpädagogik und die Musikpädagogik sehr viele Ähnlichkeiten und Berührungspunkte aufweisen: Bei beiden steht die Musik und ihr Rezipient, also die Schülerinnen und Schüler, im Mittelpunkt eines möglichst aktiven Prozesses der musikalischen Auseinandersetzung. Bevor wir uns aber um die Schülerperspektive kümmern konnten, ging es zunächst darum, selbst einen Zugang zur 2. Sinfonie von Jean Sibelius zu finden. Susanne Grünig gab uns eine Hausaufgabe auf: „Hört euch die Sinfonie an, so häufig es geht, beim Abwaschen, beim Auto fahren, beim Aufräumen oder Joggen, beim Einschlafen oder Aufwachen! Notiert die Gedanken, die euch dabei durch den Kopf gehen. Merkt euch besondere Assoziationen, die durch bestimmte musikalische Klänge entstehen. Findet prägnante Stellen, die im Gedächtnis bleiben.“

Der Gesang erinnert an einen still ruhenden See. Foto: Carsten Schulze

Damit machten wir uns auf die Suche nach Hörankern und Ohrenöffnern. Jeder war sofort von dem pulsierenden und crescendierenden Klangteppich in den Streichern zu Beginn der Sinfonie in den Bann gezogen. Darüber komponiert Sibelius eine volksliedhaft schlichte Melodie in den Oboen und Klarinetten, die im zweiten Teil genauso klingt wie der Anfang von „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“.

Oder der coole „walking bass“ im 2. Satz, der ziemlich orientierungslos umherzuirren scheint, bis ihn endlich das Fagott mit seiner melancholischen Melodie versucht, an die Hand zu nehmen. Das gelingt aber nur bedingt, weil der Kontrabass im Dreierschritt (Triolen) und das Fagott im Zweierschritt (Duolen) unterwegs ist. Still und glatt wie ein malerisch gelegener See in Finnland klingt das Oboenmotiv im 3. Satz: neunmal wird der Ton b’ repetiert, bevor sich die Melodie in kleinen Wellenbewegungen hin- und herwindet. Eine eindrucksvolle Klangmalerei. Und natürlich der hymnische Einsatz im vierten Satz. Dass diese Melodie zur heimlichen Nationalhymne der nach Freiheit strebenden Finnen wurde, kann jeder auf Anhieb nachvollziehen.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche am 21.03.2019 vor.
Das Orchester des Musik-Fachseminars. Foto: Carsten Schulze

Auf diesem Weg konnten wir einen großen Pool an Hörankern und Ohrenöffnern sammeln. Was bei uns funktioniert, sollte wohl auch bei den Schülerinnen und Schülern gelingen. Mit einer Vielzahl an Ideen im Gepäck besuchten die angehenden Musiklehrkräfte in Teams bereits im Vorfeld der Spurensuche einzelne teilnehmende Klassen in den Schulen, um diese Schülerinnen und Schüler noch individueller und intensiver auf das Konzerterlebnis im NDR vorzubereiten.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche am 21.03.2019 vor.
Das Orchester des Musik-Fachseminars. Foto: Carsten Schulze

Einige Ohrwurmmelodien wurden mit Texten unterlegt, sodass sie gemeinsam mit den Jugendlichen gesungen werden konnten.
Es wurden Geschichten rund um die Sinfonie und den Komponisten erzählt. Immer wieder wurden ausgewählte Themen und Motive darüber hinaus auch gehört, gespielt, geklatscht oder in Bewegung umgesetzt.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche am 21.03.2019 vor.
Eine schlichte volksliedhafte Melodie gespielt von der Querflöte. Foto: Carsten Schulze

Auf diese Weise waren vier Klassen schon sehr gut vorbereitet, als sie am 21.03.2019 morgens in den Kleinen Sendesaal des NDR kamen, um die Spurensuche als zusätzliche Einführung in das großartige Werk zu erleben. Susanne Grünig hat zusammen mit den Musikreferendarinnen und Musikreferendaren weitere Höranker und Ohrenöffner präsentiert. Das Fachseminar Musik hat dabei nach eigenen Arrangements selbst die Musik gespielt.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche am 21.03.2019 vor.
Das Publikum lauscht den Klängen und Geschichten. Foto: Carsten Schulze

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten sich bei uns die Melodien ganz tief ins Gedächtnis eingepflanzt. Die vielen Schülerinnen und Schüler haben auch

engagiert und aktiv mitgemacht, sodass sie vielfältige Zugänge zu dieser Musik finden konnten, um im  Anschluss im Großen Sendesaal der Generalprobe mit der NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Andrew Manze zu lauschen.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche am 21.03.2019 vor.
Ein idyllisch gelegener See in Finnland https://commons.wikimedia.org/wiki/File:See_armisvesi_in_finnland.JPG (Foto: User:VinylVictim)

In diesen 45 Minuten waren alle Schülerinnen und Schüler besonders aufmerksam, weil ohnehin zunächst einmal das große Sinfonieorchester in dieser Kulisse eindrucksvoll wirkt und sich jeder ganz besonders auf seine persönlichen Lieblingsstellen in dieser Sinfonie freuen konnte: Dann tippt auf einmal ein Junge mit den Fingerspitzen die Triolen zum „gehenden“ Kontrabass im 2. Satz auf seinem Oberschenkel mit, viele Jugendliche denken bei der Oboenmelodie im 3. Satz an das schöne Bild eines ruhigen finnischen Sees, das sie zuvor noch auf der großen Leinwand gesehen hatten und hinter einem singt ein Mädchen ganz leise die Hymne „Finnland, oh Finnland, jetzt bist du frei“ im 4. Satz mit.

Die Freunde der NDR Radiophilharmonie stellen die Spurensuche am 21.03.2019 vor.
Die NDR Radiphilharmonie bei der Generalprobe. Foto: Carsten Schulze

Ganz besonders faszinierend hat die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Andrew Manze die 2. Sinfonie von Sibelius gespielt. Das gesamte Publikum hat die Freude, Energie und großartige Musikalität dieses Orchesters gespürt und bewundert.

Insgesamt war das aufwändige und intensive Kooperationsprojekt zwischen der NDR Radiophilharmonie, der Konzertpädagogin Susanne Grünig und dem Fachseminar Musik sicherlich ein Erfolg und für alle Beteiligten ein großer Gewinn. Ein besonderer Dank gebührt dem Verein der Freunde & Förderer der NDR Radiophilharmonie, der dieses Musikvermittlungsprojekt durch seine Initiative und großzügige Unterstützung erst möglich gemacht hat.

Hier geht es zum Beitrag auf der Seite des NDR mit weiteren Eindrücken und Bildern zur Spurensuche: Auf den Spuren von Sibelius.

Ole Oltmann


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Wir waren dabei, wir sind dabei… ein Abend für uns, mit uns – die Freunde und Förderer der NDR Radiophilharmonie!

Unser Treffen wurde eröffnet mit einer einstündigen Probe der 1. Symphonie von Brahms. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, der Arbeit von Herrn Manze mit diesem großartigen Orchester beiwohnen zu dürfen: Da wird präzise und kompromisslos an der Interpretation gefeilt – aus einem piano wird das vom Chefdirigenten geforderte pianissimo und schon klingt Brahms ganz anders!

Die Angebote für die Mitglieder der „Freunde und Förderer“ in der Konzertsaison 2018/2019 der NDR Radiophilharmonie stehen fest. Zahlreiche Möglichkeiten bieten sich, bei Arbeitsproben des Orchesters teilzunehmen, verschiedenen Dirigenten aus nächster Nähe bei der Arbeit zuzuschauen. Auch der Besuch ausgewählter Generalproben ist für die Freunde der Radiophilharmonie möglich.

Wieder einmal trafen sich die Freunde und Förderer der NDR Radiophilharmonie zu einem Probenbesuch, diesmal, um ein sehr selten aufgeführtes Werk zu hören: das „War Requiem“ von Benjamin Britten. Dieses ganz besondere Projekt ist nach zweijähriger Vorbereitung in einer Gemeinschaftsproduktion zwischen dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und der NDR Radiophilharmonie, sechs Chören aus Liverpool und Hannover sowie drei Solisten am 03.11.2018 aufgeführt worden, doch schon zwei Tage zuvor bekamen wir mit dem Probenbesuch sowie anschließendem Beisammensein einen exklusiven Einblick in die musikalische Arbeit.

Der Einblick in die Probenarbeit zu Mozarts „Don Giovanni“ war für 40 Mitglieder der „Freunde und Förderer der NDR Radiophilharmonie“ ein ganz besonderes Erlebnis, denn wir konnten direkt das musikalische Herantasten zwischen den Orchestermitgliedern, Andrew Manze und den hervorragenden, international bekannten Gesangssolistinnen und -solisten erleben.

Ein Rückblick auf das verloste Hauskonzert. Hauskonzert? Einmal im Jahr wird unter allen Freunden & Förderern ein Hauskonzert verlost. In diesem Jahr spielten drei MusikerInnen der NDR-Radiophilharmonie bei Gastgeberin Frau Heide Beußer-Böhme in der Südstadt auf. Ein herrliches Sommerkonzert unter freiem Himmel … – hier der Rückblick.

Einige glückliche Mitglieder der „Freunde und Förderer“ hatten im Auslosungsverfahren Karten für ein 1-Stunden-Konzert der NDR Radiophilharmonie in der Elbphilharmonie erwerben können…
Lesen Sie hier die Erlebnisse unserer Freundin und Förderin Ursula Kausch.

2. Meet & Greet der Freunde & Förderer und dem Orchester

Eine interessante Probe, musikalische Einlagen, anregende Gespräche zwischen den Gästen und den Musikern und die besondere Verlosung des Hauskonzerts 2018 waren bei diesem 2. Meet & Greet ein schöner Mix, für den der Freundeskreis der NDR Radiophilharmonie steht – ein sehr abwechslungsreicher und kurzweiliger Abend … hier im Rückblick.

Liebe Freunde und Förderer,
im Herbst vergangenen Jahres haben Sie unser musikalisches Trio-Projekt finanziell unterstützt und wir möchte uns nun ganz herzlich für Ihre Hilfe bedanken und Ihnen von der ersten Phase unseres Projektes erzählen…

Am 17.10.2017 luden die „Freunde und Förderer“ zum ersten „Meet and Greet“ mit den Mitgliedern der NDR Radiophilharmonie ein und gaben so dem lang gehegten Wunsch der Musiker und des Publikums nach einem gegenseitigem Kennenlernen Raum und Anlass.